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 Discorso in italiano  "Brissago, il tabacco e la schiavitù" qui più in avanti >>>






Das St. Galler Tagblatt berichtet 2. August 2008

"Mit Rednern wie Jean-François Bergier, Werner Rings, Cornelius Koch oder dem moslemischen Gemeinderat Hassan El Araby hat Brissago eine eigene Tradition der Bundesfeier etabliert."


Brissago, der Tabak und die Sklaverei

Anlässlich eines Vortrags in Trogen, Appenzell Ausserrhoden, habe ich von der Baumwolle gesprochen. Die Baumwolle, welche zum Reichtum der Familie Zellweger beigetragen hat, ist nicht vom Himmel gefallen. Sie war das Produkt des transatlantischen Sklavereisystems, sie kam aus Cartagéna in Kolumbien, aus den karibischen Sklavereikolonien Cayenne und Haiti sowie aus Südstaaten der USA Georgia und Louisiana. Karl Marx hat es auf den Punkt gebracht: "Ohne Sklaverei keine Baumwolle; ohne Baumwolle keine moderne Industrie."                                                                                


Als ich in Neuenburg referierte, habe ich von der Schokolade gesprochen. Die Schweizer Schokolade der Gründerzeit war im übertragenen Sinn, wie die Baumwolle, schwarz: ein Produkt des schwarzen Atlantiks, der Sklavenhaltergesellschaften von Venezuela, Brasilien, Surinam, Kuba und der portugiesischen Afrika-Inseln Sao Thomé & Principe.

An einem Vortrag in Genf bin ich auf den Zucker zu sprechen gekommen, auf den Zucker, der schon Mitte des 18. Jahrhunderts in grossen Mengen aus den französischen Atlantikhäfen Bordeaux, La Rochelle und Nantes ankam und der von Sklavinnen und Sklaven in Guadeloupe, Martinique und Haiti hergestellt worden war. 


Anlässlich eines Referats in Stein am Rhein habe ich das Sklavereiprodukt Kaffee behandelt, an einem Vortrag in St.Gallen den sklavereiproduzierten Textilfarbstoff Indigo.                          Und heute, da Sie mich freundlicherweise eingeladen haben, hier in Brissago die Bundesfeieransprache zu halten, werde ich natürlich vom Tabak sprechen. Man kann dies, so glaube ich, auf drei Arten tun: Man kann erstens die faszinierende Geschichte der Gründung der Tabakfabrik im Jahre 1847  und die Geschichte der "Sigaraia" Natalia, aus Ronco, welche als Zigarrenarbeiterin in der Novelle von Giuseppe Cavagnari die Hauptrolle spielt. Und man kann natürlich auf der Dannemann-Website lesen, wie 1872 der deutsche Zigarrenspezialist Gerhard Dannemann aus der Hafenstadt Bremen nach Brasilien ausgewandert ist, um dort dank Weitsicht und Mut Geraldo Dannemann zu werden, Gründer eines Tabakimperiums im Bundesstaat Bahia, Unternehmer von einer unglaublichen  Dynamik, postumer Schöpfer von Kulturzentren, wo Ideen, Träume, Gedanken und Lifestyle Platz finden.

Das ist nicht die Geschichte, die ich erzählen will. Das ist die touristische Legende, das ist Mythenbildung und Standortmarketing, das ist der Stoff, aus dem die Träume, die Opern und die Hollywood-Filme sind. Man kann die Geschichte auch anders erzählen, also zweitens: als Klassenkampf. Das wäre Stoff für eine 1. Mai-Ansprache, die Geschichte der Arbeiterinnen mit den blauen Schürzen und den müden Beinen, der Grenzgängerinnen aus Cannobio, der Löhne auf einer Höhe von 15 % unter dem schweizerischen Durchschnitt, die Geschichte der Akkordarbeit und der beiden Streiks in den Zwanzigerjahren und die Geschichte der sechs Arbeiterinnen (oder, wie sie in den Legenden jeweils heissen: "Mitarbeiterinnen" oder "Angestellte"), mit denen Geraldo Dannemann seine Zigarrenfabrik aufbaute.                                                 

Die Präambel der Schweizer Bundesverfassung spricht von der Notwendigkeit von "Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt". Ich glaube, es gibt hier in Brissago kein passenderes Thema als den Tabak, um diese Offenheit der Welt gegenüber zu üben. Deshalb, zum dritten, die klassische Frage: Von wo sind im 19. Jahrhundert die 600-Kilo-Fässer mit Tabak gekommen, die hier im Hafen von Brissago ausgeladen wurden? Im Jahre 1847, dem Gründungsjahr der Tabakfabrik, kam der Tabak aus Kentucky und Virginia. In Virginia zählte man damals 120'000 Sklavinnen und Sklaven auf eine Gesamtbevölkerung von 230'000, und der Staat Kentucky beschäftigte den grössten Teil seiner Sklavenbevölkerung in den Tabakanbaugebieten von Bluegrass und Jackson Purchase. Man kann also über Brissago (und übrigens auch über den Aargau, das klassische Produktionsgebiet des "Stumpens") festhalten, dass der Tabak jener Zeit schwarz war, d.h. ein Sklavereiprodukt. Wir sollten nicht vergessen, liebe Nichtraucher und liebe Raucherinnen, dass es die Sklavinnen und Sklaven waren, welche die Tabaksamen düngten, aussäten, die Setzlinge pickierten, die Plantagen bewässerten, das Unkraut jäteten und schliesslich die Tabakblätter ernteten, trockneten und zum Transport nach Übersee verpackten.
 

Was war das für eine Welt, in welche 1872 jener Mann mit dem gepflegten schwarzen Bart auswanderte, den wir von dem blumenumrahmten Medaillon vor der Kulisse der Fabrikgebäude am Rio Paraguaçu kennen, von einem Bild, das auf Tausenden von Zigarilloschachteln aufgedruckt und das auch am Centro Dannemann unten am See zu sehen ist? Man kann die These des nigerianischen Historikers Inikori nicht genug wiederholen: Brasilien war bezüglich Exportproduktion und Demographie bis 1872 ein afrikanisches Land. In diesem afrikanischen Land hatten sich vor Dannemann auch schon schweizerische Unternehmer niedergelassen: etwa der Berner von May, welcher im Küstenstaat Bahia mit Sklavinnen und Sklaven riesige Tabak- und Kaffeeplantagen unterhielt, oder der Neuenburger de Meuron, der mit seiner Schnupftabakfabrik samt Sklaven bei "Salvador de Bahia" ein Vermögen erwirtschaftete. Und auch Schweizer Auswanderer waren in Bahia zu Sklavenhaltern geworden. Zu erinnern ist an die Schweizer Kolonie Leopoldina, welche 1819 von Romands v.a. aus der Waadt gegründet wurde und nach der Jahrhundertmitte mit rund 2000 Sklavinnen und Sklaven Kaffe produzierte. Es war just im Jahre 1872, als die vermutlich letzte Sklavenplantage in Schweizer (Schaffhauser) Besitz liquidiert wurde. Im selben Jahr liess sich Gerhard Dannemann im Recôncavo nieder, einer Region, die Professor Barickman von der Universität Arizona, "eine der dauerhaftesten Sklavenhaltergesellschaften der Neuen Welt" nennt. Während 300 Jahren arbeiteten dort versklavte Männer und Frauen aus Afrika sowie deren Nachkommen in jeder nur erdenklichen Tätigkeit. Und vor allem produzierten sie auf den sandigen Böden um die Bucht von Bahia Tabak zum Export nach Europa und Westafrika. Um die Städte Cachoeira, Maragogipe, Nazaré und São Felix (dort wo Dannemann die 1873 die Zigarrenfirma "Schnarrenbruch aufkaufte") war eine Zigarrenindustrie entstanden, welche denjenigen Tabak verarbeitete, den die umliegenden Distrikte mit Sklavenpopulationen von 20% bis 70% produzierten. Der Tabakanbau machte aus dem Recôncavo eine der dichtesten Sklavenbevölkerungen von ganz Brasilien, und 1872 betrug sie noch rund 80'000 Sklavinnen und Sklaven. 
 

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe mehr
oder weniger patriotische Schweizerinnen
und Schweizer: Mein Freund Edouard Wahl,
der mich für heute hierher eingeladen hat, 
hat kürzlichbei der Eröffnung der 14.
Legislaturperiode des Gemeindeparlaments
von Brissago als Alterpräsident eine wunder-
schöne Rede gehalten. Darin hat er eine
Stelle aus der Präambel der Bundesver-
fassung gewissermassen  globalisiert: "Dass
die Stärke des Planeten sich misst am Wohl
der schwächsten seiner Bewohnerinnen und Bewohner."

Ich möchte diesen Gedanken weiterspinnen und zum Schluss die These aufstellen, dass sich die Stärke des historischen Bewusstseins am Gedenken an die Schwächsten misst, also zum Beispiel am Gedenken an die Sklavinnen und Sklaven, die mit Blut, Schweiss und Tränen den Tabak für Brissago produziert haben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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Quellen: Susanna Kumschick, "Wo Frauen den Herren die Zigarre rollen", in: Das Klappern der Zoccoli, hrsg. v. Beat Hächler, Zürich 2000, pp. 192-204 / B. J. Barickman, Bahian Counterpoint: Sugar, Tobacco, Cassava, and Slavery in the Reconcavo, 1780-1860, Stanford 1998.
 





In occasione di un discorso a Trogen, nel cantone di Appenzello Esterno, ho parlato del cotone. Il cotone, che ha contribuito alla fortuna della famiglia dei Zellweger, non era caduto dal cielo. Era il prodotto del sistema transatlantico della schiavitù, ed era proveniente da Cartagéna, città situata nella Colombia moderna, all'epoca piattaforma girevole dell' America Spagnola, e proveniente da Cayenne, colonia schiavista francese sulla riva nord dell'America Meridionale. Il cotone a Trogen proveniva da San Domingo, colonia schiavista francese nei Caraïbi, sull'isola d'Hispaniola, l'Haiti moderna; proveniva dalla Georgia e dalla Louisiana, stati sud degli USA, e inoltre da Maragnon in Brasile. Era tutto cotone impiantato, irrigato, raccolto, trasformato e trasportato da schiavi, uomini e donne acquistati come proprietà in Africa o sui mercati del nuovo mondo. Questo cotone, benché di colore bianco, era metaforicamente nero e ha costituito la base dell'industrializzazione della Svizzera. O, come ha detto Karl Marx: "La schiavitù diretta è il punto cardinale dell'industria borghese, al pari delle macchine. Senza schiavitù, niente cotone, senza cotone niente industria moderna." 
                                                                                          
In occasione di un discorso a Ginevra, ho parlato dello zucchero. Dello zucchero, che a Ginevra ha conosciuto un avanzamento imponente: da un consumo annuale di un chilo per tutta la città nel 1675, si è passati alla fine della metà del settecento a un consumo annuale di cinque chili – per abitante. Lo zucchero che arrivava a Ginevra attraverso i grandi porti schiavisti della Francia, attraverso Bordeaux, Marsiglia, Nantes e La Rochelle, era proveniente dalla colonia schiavista olandese di Suriname, dal Brasile portoghese, dalle colonie schiaviste francesi di Guadalupa, Martinica e sopratutto da San Domingo. Questo zucchero, benché di colore bruno o bianco, era metaforicamente nero e ha costituito un elemento importante nell'alimentazione di una forza operaia crescente nella Svizzera.
                                                                                                                                                          Quando ho parlato a San Gallo, la mia città natale, ho trattato l'indaco, colorante di origine vegetale indispensabile per la produzione del blu brillante nell'industria tessile dei manufatti stampati, il blu che era, come potete semplicemente indovinare, cari ascoltatori, metaforicamente nero, dunque di produzione schiavista.  E oggi, che mi avete reso l'onore di pronunciare il discorso del primo agosto qui a Brissago, non potrei parlare di altro se non del tabacco. Credo si possa farlo in tre maniere. Si può in primo luogo raccontare la storia affascinante della fondazione della Fabbrica Tabacchi con finanziamenti italiani,  della produzione di sigari in concorrenza a quelli di tipo "Virginia" da Venezia. Si può narrare la storia della sigaraia Natalia, originaria di Ronco, protagonista della novella di Giuseppe Cavagnari, e la storia dei famosi sigari Brissago, conosciuti in tutto il mondo per la loro qualità. E, ovviamente, si può leggere sul sito della Dannemann S.A., come nel 1872 uno specialista di sigari, il tedesco Gerhard Dannemann, proveniente dalla città portuale di Brema, emigrò in Brasile per diventare, grazie alla sua lungimiranza e al suo coraggio, Geraldo Dannemann, fondatore nello stato federale di Bahia di un impero di tabacco, imprenditore con una incredibile dinamicità, e, attraverso i centri culturali di Bahia e di Brissago, un trendsetter di lifestyle e un creatore di luoghi dove trovano spazio idee, sogni e pensieri….

Il preambolo della costituzione federale richiede per il nostro paese "uno spirito di solidarietà e di apertura al mondo". Non c'è, secondo me, una data più appropriata per questa "apertura" del primo agosto; non c'è, secondo me, alcun soggetto più adatto per parlare del "mondo" del tabacco. Dunque, in terzo luogo, ecco la domanda classica: Da dove sono arrivati per via marittima i grandi barili di 600 chili di tabacco, scaricati qui nel porto di Brissago? Nel 1847, anno della fondazione della fabbrica, il tabacco arrivava dal Kentucky e dalla Virginia. In quell'epoca c'erano in Virginia 120'000 schiavi su una popolazione totale di 230'000 e lo stato del Kentucky impegnava la maggioranza degli schiavi per la produzione del tabacco nelle regioni di Bluegrass e di Jackson Purchase, ma anche nelle miniere di sale, nelle fonderie e nei cantieri di costruzione di ponti e di strade. All'epoca dell'espansione della coltivazione di cotone nel profondo sud, il Kentucky serviva anche come stato di "coltivazione" di schiavi: tra il 1830 e il 1860 ne sono stati "esportati" 80'000 verso gli stati meridionali degli USA. Perciò si può constatare che per Brissago (e peraltro anche per il cantone d'Argovia, la regione classica dello "Stumpen", il sigaro proletario tipicamente svizzero) il tabacco degli anni fondatori era nero, quindi un prodotto schiavista, almeno per 16 lunghi anni, fino all'abolizione della schiavitù negli Stati Uniti nel 1863. E nel caso del tabacco importato da Cuba, questo stato è durato fino all'anno 1883, e fino al 1888 nel caso del Brasile, ultimo paese atlantico a porre fine al sistema inumano della schiavitù, dichiarato come crimine contro l'umanità alla conferenza delle Nazioni Unite tenuta nel 2001 a Durban. Non dobbiamo mai dimenticare, cari fumatori e non-fumatori, che sono stati gli schiavi, uomini e donne, che hanno fertilizzato i semi di tabacco con cenere e letame di cavallo essiccato e che hanno trapiantato i germogli di una certa altezza nelle piantagioni di tabacco. Si dice che uno schiavo era responsabile dalle 10'000 alle 20'000 piante su una superficie di un ettaro. Non dobbiamo mai dimenticare che sono stati gli schiavi a irrigare questo ettaro, a toglierne l'erbaccia, a proteggere le piante dai parassiti, a potare le foglie, e a raccogliere finalmente le piante per portarle nell' essiccatore e per imballarle per il trasporto oltremare. . 
                                                                                             
Cari ascoltatori, cari amici, cari svizzeri più o meno patrioti: In una bellissima trasformazione di una frase del preambolo della nostra costituzione federale, il mio amico Edouard Wahl, in occasione  della seduta costitutiva della quattordicesima legislatura del Parlamento del Comune di Brissago del 21 maggio, ha detto che "il valore del pianeta si commisura al benessere del più debole dei suoi popoli". Lasciatemi proporre, per concludere il mio discorso del primo agosto qui a Brissago, che il valore della coscienza storica del pianeta si commisura alla memoria del più debole dei suoi popoli, che sono gli schiavi, che hanno prodotto, tra l'altro, il tabacco per Brissago. Schiavi originari di Calabar nella Nigeria di oggi, del Sudan, di Benguela,  di Cabinda o di Luanda nell'Angola contemporanea; schiavi delle etnie dei Quimguagella, Mucumbé, Kelimane o Fulani. 

Vi ringrazio per la vostra gentile attenzione.

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Fonti: Susanna Kumschick, "Wo Frauen den Herren die Zigarre rollen", in: Das Klappern der Zoccoli, hrsg. v. Beat Hächler, Zürich 2000, pp. 192-204 / B. J. Barickman, Bahian Counterpoint: Sugar, Tobacco, Cassava, and Slavery in the Reconcavo, 1780-1860, Stanford 1998 / Diverse Internet-Quellen / Hans Fässler, Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei, Zürich 2005.